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Käschde? Oder doch lieber Maronen?

"Käschde" kennen hier im hohen Norden Deutschlands sicherlich die wenigsten, zumindest keine waschechten Hamburger.

Doch mit Maronen oder Esskastanien können schon viel mehr etwas anfangen.

Vor ein paar Jahren besuchte ich sehr gerne eine gute Freundin in der Pfalz in den Herbstferien. Die perfekte Zeit, um dort zu sein, wie ich finde.

Die Weintrauben hängen fast ausgereift an den Stöcken, es gibt den ersten neuen Wein, also den Federweißer, zu verkosten, die "Käschde" fallen zuhauf von den Bäumen und bei gutem Wetter ist es eine unglaubliche Freude, durch die schöne Pfalz zu wandern. Und dabei kann man einige Familien beobachten, die mit dem Bollerwagen in die Wälder ziehen, um die beliebte und unglaublich schmackhafte Nuss zu sammeln.


Ja, du hast richtig gelesen, die Marone oder auch Esskastanie gehört zu den Buchengewächsen und damit ist die Frucht eine Nuss. Und sie ist keineswegs mit der gerade ebenfalls allerorten zu findenden Rosskastanie verwandt. Denn die solltest du auf keinen Fall essen, höchstens zur Herstellung eines Waschmittels oder einer Salbe für müde Beine nutzen.


Zurück zur Käschde. Ich finde dieses Wort so schön... es hat einen viel weicheren Klang als Marone oder auch Esskastanie. Es klingt liebevoll, wie ich finde.

Schauen wir uns einmal die Frucht an: Sie wächst an einem stattlichen Baum, der bis zu 35 m hoch wachsen kann, in einem äußerst stacheligen Igelkostüm heran. Und sie sitzt nicht allein darin, sondern mindestens mit einer, häufiger mit zwei Schwestern. Leider ist dabei häufig eine Frucht kleiner als die anderen beiden. Wenn die Frucht reif ist, platzen die Igel auf und entweder fallen die Nüsse heraus oder der ganze Igel samt Nüssen fällt dir vor die Füße. Die Stacheln sind in der Tat beachtlich. Mit den bloßen Fingern probiert man höchstens ein Mal, die leckeren Früchte aus ihrer Verpackung zu schälen. Richtige Nadeln werden hier schützend aufgefahren. Die Nuss selbst ist glatt und weich, hat einen kleinen Zipfel oben sitzen und eine feine, zarte Behaarung. Ein wahrer Handschmeichler.


Warum muss das wunderbare nur so wehrhaft beschützt werden? Wogegen? Oder wofür? Vielleicht würden sonst die Vögel die Nüsse zu früh von den Bäumen holen und es wäre nichts mehr für die Menschen da.

Denn früher war die Marone in erster Linie das "Brot der armen Leute". Es gab Gegenden, in denen sich die Menschen dank der Marone den gesamten Winter ernähren konnten. Also muss sie so viele Nährstoffe und sogar in einer Ausgewogenheit haben, dass sie als Hauptnahrungsmittel nicht zu Mangelernährung führen muss. Faszinierend!


Wenn du schon mal eine Marone gegessen hast, ist dir sicherlich ihr süßer Geschmack aufgefallen. Sie verfügt in der Tat über eine ganze Menge Kohlenhydrate, jedoch keine Fructose oder Saccharose, also Zucker, die deinen Blutzuckerspiegel schnell nach oben schießen lassen, sondern sie kommt mit vielen wertvollen Vitaminen und Mineralien daher, gepaart mit Ballaststoffen.

Der Vollständigkeit halber zähle ich kurz einige Inhaltsstoffe auf: Vitamin C für unser gesundes Wohlbefinden und funktionierende Zellkommunikation, B1, 2, 3 und 6 für das Nervenkostüm, Kalium, Kalzium, Phosphor und Magnesium und noch einige mehr.

Auch wenn die Marone eine Nuss ist, so hat sie doch weniger Fette als andere Nüsse und die Fette, die sie mitbringt, gehören zu den guten: Omega-3-Fettsäuren.


Hildegard von Bingen hat ein Loblied auf die Käschde gesungen. Sie empfahl nur wenige Lebensmittel uneingeschränkt dem Menschen zum täglichen Verzehr, die Marone gehört dazu.

Gebraten soll die Marone eine positive Wirkung auf die Milz haben;

gekocht ist sie für das Gehirn gut, es stärkt das Konzentrationsvermögen und mal ehrlich - die Form der Kastanie, wenn man sie geschält vor sich liegen hat, erinnert mit ihren Rillen und Windungen schon sehr an unser Gehirn - wie auch die Walnuss. Und folgen wir der Signaturenlehre, so wirkt die Pflanze/Frucht genau dort, wo die Ähnlichkeit besteht.

Roh stärkt sie das Herz;

das Mehl in Honig eingerührt ist ein wunderbares Lebermittel und

die abgekochten Früchte, Hülsen und Blätter vertreiben die Gicht und damit den Zorn, wenn sie als Saunaaufguss genutzt werden.

Sogar das Holz kann eine positive Wirkung haben. Hildegard sagt dazu, wenn man einen Spazierstock aus Maronenholz hat und sich die Hand von ihm erwärmt, so werden dadurch die Gefäße und Körperkräfte gestärkt.


Von mir aus könnten in der Stadt ein paar Bäume mehr dieser Nussfrucht stehen.


Übrigens: Auch wenn man dadurch zwei Mal schälen muss, so lohnt es vielleicht, die Nuss schon roh von der dunklen Schale zu befreien - es geht erstaunlich gut - und dann nach dem Garen warm noch die innere Haut abzuziehen. Meine Erfahrung ist, dass ich häufig mit beiden Schichten sehr gekämpft habe, wenn ich die äußere Schale beim Rösten noch dran gelassen habe.


Also dann, guten Appetit! Sicherlich schmeckt sie nun doppelt so gut, wenn du weißt, wieviel Gutes du dir mit dieser Frucht tust!


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