Heute möchte ich dir erzählen, dass es neben der Kategorie "Heilpflanze des Jahres" auch die Kategorie "Giftpflanze des Jahres" gibt und du wirst sicherlich überrascht sein zu hören, welche Pflanze dazu im Jahr 2023 gekürt wurde: Es ist die Petersilie!
Warum die Petersilie? wirst du dich vielleicht fragen. Ist es nun bedenklich, wenn ich mal ein bisschen mehr von dem leckeren, würzigen Grün in meine Suppe oder meinen Salat nehme? Da kann ich dich beruhigen. Nein! Die Petersilie gehört nicht nur zu den Würzkräutern, sondern auch zu den in der Volksheilkunde eingesetzten Pflanzen. Doch offensichtlich hat sie auch etwas in sich, was ihre Verwendung ab einem bestimmten Punkt ins Gegenteil ausschlagen lässt.
Doch schauen wir uns zuerst einmal die positive Seite der Medaille an!
Das aromatische Würzkraut enthält eine ordentliche Menge Vitamin C, nämlich 100 mg auf 100 g Kraut, was zugegebenermaßen eine ganze Menge ist und möglicherweise auf den sonntäglichen Kartoffeln ein wenig mächtig wäre. Jedoch im Taboulé, dem Couscoussalat aus den Ländern des Mittelmeerraumes, kann diese Menge - oder sogar noch mehr - schon gut verarbeitet werden. Außerdem hat sie Eisen und Vitamin K im Gepäck. Also eine durchaus gesunde Pflanze.
In der Volksheilkunde wurde und wird sie gerne aufgrund ihrer entwässernden, nieren- und blasenanregenden und krampflösenden Wirkung eingesetzt. So kann während einer Frühjahrskur, bei vorhandener Gicht oder Rheuma, bei Harnwegsinfekten oder Nierengrieß (beginnende Nierensteine) Petersilientee eingesetzt werden. Wobei jede geleerte Tasse von einem halben Lieber Wasser begleitet werden sollte, da nur dann die entwässernde, reinigende Wirkung wirklich zum Tragen kommen kann.
Die zu Brei zerstoßenen Blätter wirken laut Volksheilkunde sofort bei Zahnschmerzen, wenn sie entweder direkt auf den schmerzenden Zahn gegeben werden oder man zu jenem Ohr streicht, auf dessen Seite sich der schmerzende Zahn befindet.
Hildegard von Bingen, eine Äbtissin des Mittelalters, die viele Schriften zur Heilkunde in Visionen erhalten hat, hat ein Rezept für einen herzstärkenden Petersilienwein notiert, der sogar ziemlich gut schmeckt.
Bisher gab es doch noch nichts bedenkliches, oder?
Das, was die Petersilie zur Giftpflanze werden lässt (und sie wurde vor meiner Haustür dazu gekürt: im Botanischen Sondergarten in Hamburg-Wandsbek), ist die Blüte bzw. vielmehr der Same, der an die Blüte anschließt nach erfolgter Bestäubung. Die Blüte erscheint jedoch erst im zweiten Jahr seiner Kultur. Aus diesem Grund wird Petersilie jedes Jahr neu ausgesät.
Denn im Samen ist das ätherische Öl Apiol enthalten. "Petersilie hilft den Männern aufs Pferd, den Frauen unter die Erd" lautet ein altes Sprichwort und deutet dessen zweischneidige Wirkung an. Letzteres weist auf die stark anregende Wirkung der glatten Muskulatur in Darm, Blase und Gebärmutter hin. Eine hohe Dosis des Öls führt zu einem Abgang des ungeborenen Kindes, also wird es zu Abbrüchen, ob gewollt oder nicht, geführt haben. Leider aufgrund der Wirkungsintensität wohl manchmal auch zum unbeabsichtigten Tod der Mutter.
Beim Mann soll das Apiol allerdings eine völlig andere Wirkung haben, nämlich eine aphrodisierende.
Dieses Öl ist zwar in allen Pflanzenteilen enthalten, doch nur im Samen in einer Menge, die auf den menschlichen Körper nachteilig wirkt. Ja, die Dosis macht wie immer das Gift.
Ich persönlich mag die Petersilie sehr gerne, ihre Würze rundet einen Kartoffelsalat oder eine Suppe erst ab.
Wobei der wild wachsende Giersch bezüglich der Würze eine Konkurrenz darstellt, um wieder bei den Wildkräutern zu enden.
Im nächsten Artikel stelle ich dir die Blume des Jahre 2023 vor, denn auch sie ist eine Pflanze, die in der Volksheilkunde eine Rolle spielt und zuhauf in meinem Garten wächst...
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